Ja, die beiden sind durch ihre Tragik berühmt geworden. Eigentlich ist es die Buchhorster Maase, das ist der Hauptbrunftplatz. Da konzentrieren sich aber die alt ehrwürdigen Hirsche, es ist ähnlich wie beim Menschen, und bei den Älteren geht es nun mal sachter zu. Da reicht die Drohgebärde; der Schwächere sieht: hm, das schaff ich nicht, der zieht sich dann beizeiten zurück. Die Jungen sind nun mal, wie beim Menschen, jugendlich hitzig, da ist eine Menge Pfeffer hinter. Ja ja, die brauchen dann schon Alternativflächen und bei denen fand der Kampf zwischen Wieck und Prerow auf den Boddenwiesen statt.
Und es ist jugendlicher Übermut, also sechs, sieben Jahre, älter sind die beiden noch nicht, und es hat keiner nachgegeben. Wobei Verlierer in dem Kampf eigentlich der linke war, der hat circa dreißig Verletzungen gehabt. Man sieht hier am Vorderlauf das Narbenspiel nach oben die Narbe, das Entscheidende ist, sie hatten keine tödlichen Verletzungen, aber nachgeben wollte keiner. Für sie ist dann aber eine tragische Situation entstanden, sie haben sich miteinander verhakt. Vom rechten der erste Spross, die haben auch Namen, das ist der Augspross, der geht durch den Äser, also richtig durch den Oberkieferknochen durch, die Spitze kommt auf der anderen Seite wieder raus. Es ist blinde Kampfeswut, also die schalten auch den Schmerz irgendwo nachher aus. Da sitzt es fest, ja ja, da sitzt es natürlich fest und in der Verlängerung der Zufall wollte es, das ist jetzt wie ein Reißverschluss, rechts, links, rechts, man sieht sie haben sich so hineinschieben können, aber es gibt ja jetzt keiner von beiden nach, es ist eine Pattsituation. Und so wie sie jetzt hier stehen, wären sie eigentlich elendig verhungert. Nahrungsaufnahme war ja nicht möglich, man hat sie aber unmittelbar am Morgen nach dem Kampf ertrunken im Graben gefunden. Und zwar vermuten wir, es wird ja in einem solchen Kampf eine Menge Adrenalin freigesetzt, also da baut sich was auf. Die Gräben sind ja, die Wiesen sind mit Gräben durchzogen, wir nehmen an, sie haben sich zur Abkühlung geschleppt und dann ist es passiert. Der eine durch die Last des anderen mit in den Graben gezogen worden.
Ein Gespräch mit Nicola Nibisch am 26.09.2012 im Forst- und Jagdmuseum „Ferdinand von Raesfeld“, Born a. Darß